* Besucherhinweis zur Ausstellung „Bernhard Nürnberger – konspiration der Dinge“, Galerie des VBK 10. 3. – 10 4. 2011 Die Ausstellung zeigt figürliche Materialassemblagen und Tafelbilder. Die Leinwände wurden einer Rosskur (Edvard Munch) unterzogen bzw. zerschnitten, auf- und ausgeschnitten, neu in reliefartige oder vollplastische Figuren aus Malerei-, Leinwand- und Fundstücken zusammengefügt. Einzelstücke, die jedes für sich gesondert betrachtet werden wollen. Es gibt einen mehrfach wiederholten Figurentypus, eine Kombination von Keramikkopf und rudimentärem Laib, der die traditionelle Bildnisform der Büste oder der Herme aufgreift oder persifliert. Groteske Figuren, die den Gattungsnamen „Gryllos“ bekommen haben. Die Ausstellung zeigt drei Hauptfiguren, die einen Namen haben. „Kläre Schlamm“ im 1. Raum innerhalb des großen Stahlrohrkubus schwebend, „Lorna“ in der Mitte des 2. Raumes stehend und den barberinischen Faun, repräsentiert durch ein Foto im 1. Raum. Diese drei Figuren wollen im Zusammenhang betrachtet werden. Die Körperhaltung des Faun wiederholt sich bei „Kläre Schlamm“, in der plastischen Assemblage, die Lorna zugeordnet ist und wird in anderen Bildern angespielt. Weitere Zusammenhänge lassen sich über das Motiv des Gewandes bzw. des Mantels herstellen. So auch zu den Darstellungen von Faltenwürfen auf einigen Tafelbildern. Der dritte Raum zeigt Kopierverfahren, Naturabformungen, deformierte Reproduktionen antiker Plastiken und Aktzeichnungen im Rapport. Fotos dokumentieren die Figuren „Kläre Schlamm “ und „Lorna“ und den Faun in vorherigen Ausstellungen und anderen gestalterischen Situationen und an verschiedenen Orten. Assemblagen und Fotos erzählen Geschichten, die noch zu Ende geschrieben werden oder noch gar nicht geschrieben wurden. (Ausnahme: Installation der Kläre Schlamm, die auf einem tatsächlichen Umweltskandal beruht – eine illegale und vertuschte Klärschlammver-kippung in der Deponie Brüssow Uckermark. Die Recherchedokumente liegen aus.) In Kapitel geordnete Akten auf dem Tisch (neben dem Eingang) geben Einblick in das imaginaire Buch, das in der Ausstellung versteckt ist (siehe Rückseite). Die Ausstellung zeigt möglicherweise ein Schauspiel, vielleicht eine opera seria oder eine opera buffa. Die Hauptpersonen Lorna, Kläre und der Faun in der klassischen Dreiecks-konstellation werden begleitet vom Chor der Grylloi. Das Buch und die Musik dazu sind noch nicht fertig. „Das automate Treiben der Fundstücke, die man auflas, zueinander brachte, miteinander treiben ließ, was sie wollten: aber nicht was man selbst wollte, eben nicht, vielmehr was sie wollten, wobei man fast bloß zuschaute.“* * Erhard Kästner „Der Aufstand der Dinge, byzantinische Aufzeichnungen“, 1973 * Er verstehe sich als Lehrer, sagt Bernhard Nürnberger. Seine Kunst sei Zeichenlehrerkunst. Er lehre das Sehen, das Zeichnen und er lehre die Zeichen. Ein neuer Physiologus sei er allerdings nicht, denn dieser glaubte die Dinge und Wunder hienieden auf Erden als Zeichen und Sprache Gottes lesen zu können. „the things speech“ ist der Titel einer der Assemblagefiguren Bernhard Nürnbergers in der Preisträgerausstellung. Der Sprache der Dinge und der Zeichen jetzt und heute in unserer analogen Welt und Kultur nahe kommen zu wollen, das sei sein Ding. Darum gehe es ihm. Er wisse mit Benjamin , dass seine Kunst nur dann den Namen Kunst hat, wenn sie „in gewissen Arten von Dingsprachen“ begründet ist, deren Unfassbarkeit in Staunen versetzt. Diejenigen, die bereit sind, das Sehen zu lernen. „Nürnberger, gucken S’e hin“, habe ihm sein Lehrer, der Maler und Bildhauer Ludwig Gabriel Schrieber immer wieder gesagt. Malte Wienebüttel *
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conspiracy of pieces
- ein konzept - eine ausstellung - ein essay - eine untersuchung - ein chamäleon - ein plagiat - ein komplott - eine oper - ein roman, eine klassische dreiecksgeschichte: lorna, kläre schlamm & der barberinische faun. weitere darsteller: nida, malte wienebüttel, der chor der grylloi und zahlreiche materialien namenloser stücke. ein gryllenfurtz. |
0. Vorspann
konspiration der dinge & die kunst des vermutens
Malte Wienebüttel http://shizzzq.wordpress.com/2008/01/39/konspiration/ Das Komplott Meine Produkte, meine Werke (!), mein Computer, meine Kopfschmerzen, das Wetter, die Welt – alles scheint sich gegen mich zu verschwören. Mehr dazu vielleicht irgendwann einmal, wenn ich wieder gute Laune habe (was beim momentanen Schneegestöber durchaus angemessen wäre… so ein schöner Winter! Ende der Klimakatastrophe, auha!) und mir nicht der Kopf vor lauter Daten und ungaren Gedanken schwirrt. In eben dieses Gestöber werd ich mich jetze mal zufällig hinein begeben und dann gegebenenfalls noch missgestimmter rauskommen. Grrr. Argh. Ich möchte was kaputt machen. Ach, ich vergaß, das brauch ich ja gar nicht, das tun die Dinge schon von selbst. Conspiracy to commit murder. Mordskomplott.
DIE KONSPIRATION DER DINGE
APPROPRIATION AKT In der Zeit um den 11. September finanzierte das Maryland Procurement Office (National Security Agency light cover for academic funding, google for grant code “MDA904”) und andere Mathematiker finanziert, terroristische Verschwörungen als connected graphs zu betrachten. Wir erweitern dieses Verständnis terroristischer Organisationen aus und richten es auf die Vorlieben ihrer Auftraggeber, so dass es zum Messer wird, das die Machtkonspirationen, die angewendet werden um die autorirärer Regierungen aufrecht zu erhaltenden, zu zerschneiden. (J. A.) CONNECTED GRAPH In der Mathematik veranschaulicht ein connected graph in abstrakter, modellhafter Form eine Gruppe von Objekten (Entitäten), von denen einige untereinander durch links verbunden sind. Diese Objekte werden vertices genannt. Links, die Paare mit einander verbinden, werden edges genannt. NAGELBRETT Man nehme, schreibt Assange, ein paar Nägel („Verschwörer“) und schlage sie wahllos in ein Brett. Man nehme einen Faden („Kommunikation“) und schlinge ihn ohne Unterbrechung von Nagel zu Nagel. Man bezeichne den Faden, der zwei Nägel verbindet, als link. Die durchlaufende Fäden bedeuten, dass ein Kommunikationsfluss über die Fäden und die dazwischen liegenden Nägel von einem Nagel zum anderen möglich ist. Die Analogie zeigt: Information fließt von Verschwörer zu Verschwörer. Nicht jeder Verschwörer traut jedem oder kennt alle anderen Beteiligten, obwohl alle miteinander verbunden sind. Einige sind in der Randzone des Geflechts und kommunizieren mit wenigen, andere sind in dessen Mitte und kommunizieren mit vielen. Einige kennen etwa nur zwei andere, können aber eine Brücke zwischen wichtigen Teilen oder Gruppen der Verschwörung sein. Die „Wichtigkeit“ einer Botschaft, die durch eine Verbindung läuft, kann man a priori nur schwer ermitteln, da ihr wahrer Wert vom Ergebnis der Verschwörung abhängt. DIE MACHT DES MATERIALS in der Kunst Wir entfernen uns einen Schritt und übertragen Assanges Verständnis von Struktur und Funktionsweise terroristischer Organisationen als benagelte Bretter bzw. connected graphs, Abstraktionsmodelle für Netzwerke, Beziehungsgeflechte, Seilschaften, Komplotte, in die Sphäre des Materiellen und der Kunst. Wir benutzen es als Skalpell, das die Konspiration und das Handeln der Dinge selbst, das ihnen ihre Macht sichert, bloß legt. Der Sachen Objekte Werkstücke pieces, dem Zeugs. Sezieren um zu verstehen. Das Modell des connected graph lässt uns die konspirativen Prozesse der Dinge begreifen: Das macht das Material in der Kunst. TERRORISTISCHER ATEM CONSPIRACY TO (COMMIT) ART Das Modell des connected graph bzw. der Bayesschen Netze kann uns helfen die mutmaßliche Position des Künstlers im Atemraum der Dinge zu erfragen. Seine Stellung im heißen Atem der Konspiration und im Bezug zu ihm. Ist er ein Nagel im Brett, ist er der Hammer, der Nägel einschlägt? Spannt er die Fäden? Spinnt er das Netz? Ist er Mitverschwörer, Handlanger, Instrument? Ist er Seziertisch Regenschirm Nähmaschine? Ist er drittselbst alles zugleich? Vermutlich tanzen mit ihm einige Verschwörer inniger als andere, das ist sicher. Im Rausch mischt er sich unter die Dinge, verschmilzt mit ihnen. Ist Schamane, nee, nee, jaja. Er lässt das Unglaubliche Wirklichkeit werden, er erkennt - Sprache der Bibel - die Dinge, ist Zeichner, mhd. zeichenaere, einer, der Zeichen und Wunder tut, ist Zeichenlehrer. Wie lange glaubt er das beherrschende Zentrum des Gemetztels zu sein, wann erkennt er in die Randzone abgedrängt oder ausgeschieden zu sein? Den Faden verloren. Walser hält dafür, er habe beim Romanschreiben ab der Mitte keinen Einfluss mehr auf dessen Fortgangs. Verstrickt. Die Dinge denken sich in mir, sagt Cezanne. AH, QUELLE SOULAGEMENT, sagte der belästigte Meister Cezanne, nachdem er einen fahren ließ, womit VERÖFFENTLICHUNG IST VERRAT Der Künstler sieht und teilt das terroristische Komplott, er denkt es, es denkt sich, er begreift es begrifflosen Sehens, aber er will es zeigen. Den Atem anhalten. Den Fluss bremsen. Das Unhaltbare haltbar, das Unerträgliche erträglich haben. Er erklärt ein Zufallsmoment zum Ergebnis. Zeigen. Ausstellen ist abstellen. Seine Veröffentlichung ist Bloßstellung und Verrat. Der Künstler verrät die Konspiration der Dinge. Das Unsichtbare wird sichtbar für andere. Fremdblick ist Gefahr. Kuratorische Besorgung ist das Gegenteil von kurieren, ist das Vorspiel seiner Entsorgung. Dingfest gemachte Dinge, auf- und ausgestellt, aus- und ab- und zu- und hinrichtet, in Rahmen gesperrt, aseptisch in Vitrinen verschlossen, in Haft genommen, den schamlosen Blicken der Welt ausgeliefert. Wir befinden uns in der indiskreten Realität der Menschen. Der Gang auf den Markt Totschlag. VERÖFFENTLICHUNG IST BEFREIUNG Der Künstler sieht und teilt das terroristische Komplott, er denkt es, er begreift es begrifflosen Sehens, aber er will zeigen was es bewirkt. Und er braucht eine Pause. Aufatmen. Heraustreten aus dem außer seinen Kontrolle aber sich in ihm denkenden Gedanken der Dinge. Befreiung vom Gemetzel. Abschwören. Verraten und verkaufen. Der Künstler weiß, misslingt der Verrat, der Verkauf, kehrt er zurück in den terroristischen Atemraum der Dinge, wieder und wieder, weiter, und so weiter. ****************************** DIE KUNST DES VERMUTENS Das Modell des connected graph veranschaulicht die Methodik der Bayes’schen Netze (siehe unten*) und der Wahrscheinlichkeitsrechnung, Teil der diskreten Mathematik. Sie ermöglicht es unter der Bedingung der Unsicherheit zu Erkenntnissen zu kommen. Im terroristischen Atem der Dinge, im sogenannten kreativen Prozess, kunstmytisch, eingehaucht von oben, als Inspiration bezeichneten Prozess, verwischen verrauschen durch unbekannte zufällige Einflüsse die eigentlich zu klärenden Zusammenhänge. Vor aller mathematischen Berechenbarkeit bietet das Modell Einblick in die Kunst des Vermutens, eine intuitiv verständliche Veranschaulichung der konspirativen Zusammenhänge, erlaubt die Vorstellung rein subjektiver Wahrscheinlichkeiten und kann damit wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehen und berücksichtigen.
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1. Kapitel
Müllgeburt: Das gescheiterte Projekt Güterbahnhof Wilmersdorf Version: Februar 2011 Von: bernue@galerie-imaginaire.de
Lieber Malte, Du kannst Dir die Fotos meiner „Freilichtinstallation“ auf dem aufgelassenen Güterbahnhof Wilmersdorf im Netz angucken. www.galerie-imaginaire.de/placeoffame
Ich brauch Deine Hilfe. Die Figur „Nida“ im Kreis der Brikettträgerkästen ruft nach einer fassbaren Bedeutung. It’s your turn!
Wann gehst Du wieder mit dem Hund spazieren? Ruf mich an.
Von: maltew@randowkurier.de
Betreff: Güterbahnhof Wilmersdorf Datum: 26. August 2009 23:08:57 MEZ An: bernue@galerie-imaginaire.de
Lieber bernue, die Spaziergänge mit Gora tun mir gut. Ich lasse sie jetzt schon mal von der Leine, ohne Angst zu haben, dass sie abhaut oder jemanden anfällt. Heute Vormittag führte sie mich auf den Güterbahnhofs, wo sie sich offenbar gut offenbar auskennt. Stöbert herum und scheucht die Krähen und Spatzen. Von einer Stelle im Gebüsch konnte ich sie allerdings nur mit Mühe weglosten. Ein schöner Ort, weiter Blick über die Stadt, großer Himmel darüber. Durchatmen. In den verseuchten, vom Gleise befreiten Schotterbetten sprießen wunderbar die Sanddornbüsche. Cadmiumgelb leuchtende Perlenketten an den Zweigen. Bis zum Sinken überladen. Sie feiern Auferstehung im Hochsommer. Auch an Blumen fehlt’s nicht im Revier. Ich verzichte aber darauf, sie zu Marmelade zu verkochen.
Noch ist nicht entschieden, ob die Natur die Industriebrache zurückerobert und heilt oder sie auf Dauer verschandelt, vergiftet und vernichtet bleibt. Im Ernst und mit Max: Ein schöner Ort der systematischen Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens wesensfremder Realitäten auf einer augenscheinlich dazu geeigneten Ebene. Sicher bist du hier schon zum Finden verführt worden.
Kein schöner Ort, ein Tummelplatz für Wandalen, sehr beliebt bei Grafittyfreaks. Nicht gerade ein hot spot und sicher kein place of fame, beliebt bei Friedenauer Gassigängern. Man kommt ins Gespräch. Über Hunde, was sonst. Gora scheißt ins Gestrüpp und ich kann das obligate Tütchen in der Tasche lassen. Die Gleisbetten, das Pflaster der Bahnsteige, die Rampe der Lagerhalle, alles ist übersäht mit Fetzen, Scherben, Bruchstücken, Verpackungen, mit Knüll und Schutt und Schrott und Müll. An einer augenscheinlich frisch abgekippten LKW-Ladung, einem großen Hümpel Plastikmülls, treffen Gora und ich auf eine Dame mit Hündchen. Gora mag den Pudel nicht. Wau-wau, ghrrr. Frauchen nimmt ihren Liebling sogleich an die Leine und verlautbart, sie werde beim Ordnungsamt anrufen. Kein Wort über die Hunde. Kein Blick für die Schönheit des Mülls, die harmonisch abgestimmte kühle Farbenpracht, die Anordnung der Teile, selbstherrliche Selbstdarstellung des Kippens, Schüttens und Gleitens. Ecriture automatique des Materials. Der Frevler und mutmaßliche Entsorgungsgewerbetreibende wird auch kein Auge für die Schönheit seiner Umweltsünde gehabt haben. Salut!
Von: bernue@galerie-imaginaire.de
Lieber Malte, www.galerie-imaginaire.de/placeoffame kuckse dir mal an. Konstruiere mir dazu, wie besprochen, einen mythischen Unterbau, ein solides Podest. Die Dinge sollen ja eine Bedeutung haben. Selbst haben sie keine Fähigkeit zur Erinnerung - lese ich eben bei Sebald -, indem die Geschichten, die an ihnen haften, von niemandem je gehört, aufgezeichnet oder weitererzählt werden, leeren sie sich sozusagen von selber aus. Sie werden zu vertrockneten Hüllen ihres Lebens, ihrer Geschichte, Mit uns, wie wenig wir festhalten, Eine phantastische Gelegenheit, in die Vollen Deiner altphilologischen Klitterkiste zu greifen. Die Stadt, der große Himmel, der Müll und der Kosmos. Bitte schön zeitlos und dunkel. Lass die Kiefern rauschen! Salut ps.
Von: maltew@randowkurier.de
Betreff: Projekt Güterbahnhof Wilmersdorf
Das Ding, das ein Kunstwerk sein will, ist leer, bis jeder Hins und Kuns seine Fantasien hineingießt. Lieber bernue, zu deinen Fotos habe ich folgende Assoziationen: Nida aus dem Plastikmüllhaufen = Venus, die Müll geborene (>>> Botticellis Geburt der Venus) Nida in der Lagerhalle = Halle ± Höhle ± Hölle ± Leere ± Unterwelt ± nachts ± Nichts ... Nida im Kreis der Brikettträgerkästen = Allegorie der Nachhaltigkeit >>> zyklische Erneuerung Fundstückkunst: ein wichtiges Glied im Zyklus des Materials - verschwenden / zerstreuen / vergehen / vergessen / altern >>> erinnern / finden / ausgraben dazu die Quelle: Isis und Osiris liebten einander schon vor ihrer Geburt und wohnten einander im Mutterleibe von Rhea (Nut) in der Finsternis bei. Osiris brachte die Ägypter von ihrer rohen Lebensweise ab, indem er ihnen den Anbau der Feldfrüchte zeigte, Gesetze gab und zugleich jede Art von Gesang und Musik. Deshalb schien er den Griechen der Selbe zu sein wie Dionysos. Sein Halbbruder Seth-Typhon stellte ihm mit List nach, dabei hatte er Mitverschworene. Er maß des Osiris Leib heimlich aus und ließ nach seiner Größe eine schöne Lade erstellen. Diese brachte er zum Gelage mit, um sie dem zum Geschenk zu geben, der sie völlig ausfüllen werde, wenn er darin liege. Als keiner hineinpasste, stieg auch Osiris hinein. Da liefen die Verschwörer herbei, warfen den Deckel zu und gossen heißes Blei darüber; dann trugen sie sie zum Flusse hinaus und schickten sie ins Meer. Weil nun die um Chemmis wohnenden Pane und Satyren das Unglück zuerst erfuhren, nennt man noch jetzt plötzliche Schrecken der Menge „panische“.*(1) Als Isis davon erfuhr, schnitt sie sich eine ihrer Locken ab... Hierauf erfuhr Isis, so erzählt man, durch das dämonisch-göttliche Wehen des Gerüchtes von der Lade, dass die Brandung sie sanft an einem Ereike-Baum abgesetzt habe. Textklitterung nach „Altägyptische Märchen“, Eugen Diederichs Verlag *(1) Panik und Katastrophismus >>> Triebfedern der wirtschaftlicher und künstlerischer Kreativität für Fortschritt und Nachhaltigkeit Ideen zur Geburt der Venus folgen. Salut!
Von: bernue@galerie-imaginaire.de
Betreff: Projekt Güterbahnhof Wilmersdorf Datum: 2. September 2009 01:59:06 MEZ An: maltew@randowkurier.de Lieber Malte, ägyptisch kryptisch phantastisch gut und sehr abgehoben ist deine Verknüpfung meiner kleinen Nida mir dem Osirismythos.
Salut B
Von: maltew@randowkurier.de
Betreff: Projekt Güterbahnhof Wilmersdorf
Lieber bernue, Unser Projekt ist gescheitert! Pardon! **** Anhang:_______________________________________Stand: September 2009 Polizei entdeckt Leichenteile in Schöneberg(0)
Kopf-ab-Killer Der Totmacher mit den zwei Gesichtern01. Oktober 2009 17.08 Uhr Sprachen-Student Martin L. zerstückelte einen Obdachlosen vom Bahnhof Zoo "Aus Lust am Töten?_____________________ Er führte die Polizei zur zerstückelten LeicheDer Schlächter von SchönebergMartin L. erschlug sein Opfer mit der Axt, versteckte Leichenteile in der Tiefkühltruhe und am BahnhofL.: Er selbst ging zur Polizei und führte die Ermittler zur Leiche.Zur FotostreckeBerlin – Schwarz sind seine Haare, schwarz ist sein Anzug und schwarz ist seine Seele. Doch wie tief die Abgründe in seinem Inneren wirklich sind, das ist beinahe unvorstellbar. Martin L. ist der Mann, der einen unschuldigen Menschen getötet und anschließend zerteilt hat. Zerstückelte Leiche:Polizei sucht nach ZeugenDie Polizei sucht jetzt mit einem Bild des ermordeten Anselm K. nach Zeugen. Die Leiche des Brandenburgers war zerstückelt am Güterbahnhof Wilmersdorf gefunden worden, ein 28-Jähriger hatte sich selbst der Tat bezichtigt.
Berlin - Im Fall der zerstückelten männlichen Leiche, die am Mittwoch in Schöneberg gefunden worden war, ist nun das Opfer identifiziert. „Es handelt sich um einen 42-jährigen Mann aus Brandenburg“, sagte Justizsprecher Martin Steltner. Die Identität sei anhand der Fingerabdrücke geklärt worden. Bei dem Opfer handelt es sich um den 42-Jährigen Anselm K. Inzwischen wurden alle Körperteile gefunden. ------------------------------------- BerlinZerstückelte Leiche vom Güterbahnhof identifiziert(4) Bei dem Toten soll es sich um einen 42-Jährigen aus dem Raum Berlin handeln. Weiterführende Links
Die auf dem Gelände des Güterbahnhofs Wilmersdorf in Berlin-Schöneberg gefundene Leiche ist identifiziert. „Es handelt sich um einen 42-jährigen Mann aus dem Berliner Raum“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Die Identität sei anhand der Fingerabdrücke geklärt worden. Medienberichte, wonach der Kopf des Opfers noch nicht gefunden und die Tatwaffe eine Axt gewesen sei, wollte der Sprecher unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht bestätigen. Es gebe allerdings keinen Anhaltspunkt, dass der Täter aus dem Trinkermilieu des Bahnhof Zoo stamme, was die Polizei zunächst angegeben hatte. Nach Angaben des Täters sei das Opfer eine Bekanntschaft vom Bahnhof Zoo gewesen.
Nachtrag, Dezember 2010:
Millionär unter VerdachtZerstückeltes Model auf Müllkippe gefunden(7) _________________________
Aktualisierung Von: maltew@randowkurier.de Lieber Bernhard, heute auf meinem morgendlichen Gang mit Hund Gora habe ich in der Handjerystraße gleich neben dem Edeka-Supermarkt in der gammeligen, mit allerlei Unrat, wie Platiktüten, Schuhen, Verpackungen, Flaschen, Dosen, Kleidungsstücken und reichlich Lebenmittelresten, der vermutlich von den Schülern der nahen Schule verschmähten Pausenkost, zugeworfenen Ecke unter dem alten S-Bahnbogen, in der vor etlichen Jahren, als die kleine Fläche hinter dem nun halb niedergetretenen Maschendrahtzaun noch derart von Gebüsch verdeckt war, dass der Platz halbwegs vor den Blicken jedenfalls unaufmerksamer Passanten geschützt war und neben dem zertrümmerten Elektrokasten unmittelbar an der seit einiger Zeit unter einem flächendeckenden Grafitty mäßiger Form und mieser Farbe überdeckten Backsteinwand, ein Obdachloser sein Matrazenquartier installiert hatte, habe ich heute das Weiß eines Lakens auf einem Tisch schimmern sehen, darauf verstreut einige bereits angewelkte, rote Rosen. Ein Gedenken für den armen Obdachlosen, dessen Körperteile auf dem Gelände des Güterbahnhofs darüber vor etwa anderthalb Jahren verstreut worden waren, ein Gedenken eben der Tat, die uns dazu gebracht hatte unser Projekt "Müllgeburt" scheitern zu lassen? So schoss es mir durch den Kopf. Sicher wusste der Einrichter dieses Ortes nicht, welche Bedeutung der Tisch, das Laken, die Rosen an dieser Stelle annehmen und tragen und ertragen sollten. Die Dinge funktionieren nach ihren eigenen, nicht beherrschbaren Regeln. Sie sind und bedeuten, was sie, sie selbst wollen, mag ihr Einrichter sich gedacht oder nicht gedacht haben, was er wolle. Die Konspiration der Dinge an diesem Ort und zu dieser Zeit, hier wird sie Realität. Geh mal vorbei, guck's Dir an, vielleicht inspiriert's Dich. Salut! ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Von: bernue@galerie-imaginaire.de Lieber Malte,
Bernhard ::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::: Von: maltew@randowkurier.de Lieber Bernhard, heute auf morgendlichem Gang mit Hund Gora habe ich wie schon oft zuvor meine Runde auf dem Güterbahnhofsgelände gedreht, erst in Richtung Hauptsrtaße zum architektonischen Schmuckstück Stellwerk aus den 70er Jahren, dann zurück über die nördliche zu den befahrenen S-Bahngleisen zeigenden Rampe der leeren Lagerhallen, .... vorbei an dem ehemals in eine Werkstatt umfunktionierten Frachtkontainer, dessen offene Tür Einblick in ein .....
ff (PKW-Story, wedelnder Schwanz)
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2. Kapitel
Leichen im Keller
Ein Gespenst tanzt den Mai von Malte Wienebüttel
„Die Idee zu meiner Installation verdanke ich Amtsdirektor Detlef Neumann,“ sagt der in Wollschow seit gut zehn Jahren ansässige Berliner Künstler Bernhard Nürnberger schmunzelnd. In einem amtlichen Protokoll habe er zu seinem Erstaunen die Feststellung des Amtsdirektor gelesen, der Müllskandal Altdeponie Brüssow existiere allein in seiner – Nürnbergers - Phantasie (und der des Stadtverordneten Siegfried Bahnweg). Auf der Brüssower Deponie waren in den 90er Jahren illegal Klärschlämme verkippt worden; es ist ungeklärt, ob die Deponie regulär geschlossen wurde oder nicht. Kosten von 50 000 € für die Schließung fallen - als Nachsorgekosten bezeichnet - jetzt im Jahre 2010 für die Gemeinde an. Die Verantwortlichkeit ist der Öffentlichkeit nicht erläutert worden. Es ist ein Zeichen „Es kann kein Zufall sei,“ sagt Nürnberger begeistert, „dass ich beim Erdaushub für ein Bassin innerhalb der Fundamente der ehemaligen Scheune auf unserem Grundstück eine grausige Entdeckung machte, es ist ein Zeichen.“ Zwei Leichen im Keller und zahlreiche rätselhafte Dinge, darunter Gebinde mit dubiosem Inhalt, weggeworfenes Zeugs kamen zum Vorschein, „was eben so auf Deponien landet.“ Seine Begeisterung steigerte sich, als er Monate nach seiner Archäologie, zurückgekehrt von seinem Winteraufenthalt in Berlin sah, dass eine der Leichen auferstanden war. Nicht „im Fleische,“ aber immerhin als Hülle, in grotesker Gebärde über den sortierten Fundstücken schwebend. Alteingesessene Wollschowiter meinen in der Figur Kläre Schlamm zu erkennen, die aus Camp-Lindforth (NRW) stammende Nachwendeverlobte des Stadtverordneten Torsten Wolff und sorgen sich nun, dass sie nun auferstanden, die Bevölkerung gesundheitlich gefährden könnte. „Keine Bange,“ so Nürnberger, „das ist ja bloß meine Phantasie!“ Der Künstler hat bereits einen Sammler für die Installation gefunden, den fränkischen Sonnenkönig Bernhard Beck von beck energy, der 50 000 € berappen will. Die näheren Kaufkonditionen bleiben geheim. Es ist just die Summe, die Nürnberger und Bahnweg der Gemeinde schulden. „Denn wer die Phantasie hat, muss auch dafür zahlen."*)
Quelle: randowkurier das virtuelle Blatt: Neues aus der Anstalt Brüssow, Internet Ausgabe 1. Mai 2010 http://www.randowkurier.de/ *) keine Fantasie ist, dass einige Stadtverordnete von Brüssow glauben oder glauben wollen, dass S. Bahnweg den finanziellen Schaden zu Lasten der Gemeindekasse verursacht hat, weil er den Müllskandal aufgedeckt hat. Die Straftaten aus den 90er Jahren sind verjährt. Nicht aber der Anspruch der Gemeinde auf Schadenersatz. Die Stadtverordnetenversammlung unternimmt bisher nichts, hier eine Klärung herbeizuführen.
Der randowkurier kennt keine Unterscheidung von Ernst und Satire. Der Randowkurier ist explizit subjektiv. Inhaltlich verantwortlich für die Texte ist Bernhard Nürnberger. Leserbriefe sind erwünscht. Weitergeleitete Texte stellen nicht unbedingt die Meinung des rk dar. Die Verantwortung dafür liegt bei den Autoren. An Leser, von denen Sie wissen, dass Sie aus Gründen nicht im Verteiler sein wollen oder die ausgeschlossen wurden, bitten wir Sie den randowkurier weiterzuleiten. Falls Sie keine weiteren Zusendungen von uns wünschen, senden Sie bitte eine Antwortmail mit „unsubscribe“ im Betreff an uns zurück. Wir nehmen Ihre Adresse dann umgehend aus unserem E-Mail-Verteiler. Sollten Sie nicht mit "unsubcribe" antworten, dürfen wir dies als Bestätigung werten, dass Sie weiterhin an der Zusendung interessiert sind. Wir freuen uns über die Zusendung weiterer e-mail-Adressen möglicher Interessenten an den randowkurier. Inhalte des randowkurier ist nur für den Empfänger bestimmt, da sie evtl. Geschäftsgeheimnisse oder persönliche oder vertrauliche Informationen enthalten. Unbefugte Empfänger werden darauf hingewiesen, dass Vervielfältigung oder Weiterverbreitung untersagt sind. Bitte informieren Sie die Redaktion des rk sofort über ggf. Falschmeldungen und digitale Übertragungsfehler und löschen Sie die entsprechende Nachricht. Vielen Dank für Ihre Unterstützung Der randowkurier ist eine kostenlose, virtuelle e-mail-Zeitung. Sie berichtet über Neues aus der Anstalt Brüssow. Der rk zu beziehen über bernue@galerie-imaginaire.de, mail genügt.
Szenen aus dem Leben von Kläre Schlamm Version Februar 2011 randowkurier.de Ausstellung im Kloster Primo von Randow ist irritiert von Malte Wienebüttel Prenzlau Begrüßt wird der Besucher der ehemaligen Sakristei im Dominikanerkloster von einem Gesicht, das ihn verschmitzt schräg von unten anschaut. Es ist ein fein geäderter, rosafarbener Kalkstein, ein typisches Kopfstück, wie Bernhard Nürnberger seine Skulpturen nennt. Der Bildhauer und Maler lebt und arbeitet seit 11 Jahren mit seiner Frau Karin Christiansen, die hier zuvor ihre Holzskulpturen gezeigt hatte, in einer Hofstelle in Wollschow bei Brüssow. Im Raum bewegen sich etliche Kunstfreunde und gucken sich um. Zwischen ihnen stehen etwa 25 Kopfstücke, locker im Rum gruppiert. Sie alle blicken auf ein hohes kubisches Stahlgestänge, in dem über Kopfhöhe ein „Gesichterhaltegestrüpp“ schwebt. So nennt es ein etwa elfjähriger Junge. In sich verschlungene, weiß gestrichene Glyzinenstränge, an denen Keramikgesichter befestigt sind. „Ich sehe darin „Das Gerücht“, sagt die Mutter des Jungen. Darunter hängt eine bizarr verdrehte, menschliche Figur. Groteske Keramikphysiognomie, zerschlissener, fleckiger und weit offen klaffender Synthetikmantel. Daraus hervor spießend, rote Hartriegelzweige. Nürnberger benennt sie. Das ist "Kläre Schlamm". Er habe sie innnerhalb des Mauergevierts der ehemaligen Scheune der Hofstelle in Wollschow entdeckt und ausgegraben, . „Es ist Ediths Mantel," sagt er, "sie wohnte auf der Hofstelle...“ Zeigt die Kunst hier "Kläres Auferstehung"? Die Gruft unter der Sakristei scheint freigelegt. Ein rot-weißes Flatterband warnt die Besucher: Nicht reinfallen! Sie blicken in die Gruft, darinnen das Bild des oben Hängenden. Tief wie hoch, der gewölbte Raum und die Dinge, oben und unten, dazwichenen wir Besucher. Was ist Realität? Was ist Vorstellung? Was ist wirklich, was ist wahr, was Fantasie? Wir können in den vielfältigen mimischen Ausdrücken der Steinköpfe unsere eigenen Empfindungen und Fragen gespiegelt sehen. Oder wir gehen auf derartige Fragen gar nicht erst ein und lassen uns von der Schönheit des Gesteins bezaubern, in die die Physiognomien eingemeißelt sind. Die Ausstellungsobjekte haben dem Namen FIRLEFANZ. Dass sie allein seiner Fantasie entsprungen ist, bestreitet der Künstler schmunzelnd. „Das ist schwerlich zu beweisen. Jeder, der hier reinkommt, ist daran beteiligt. Wir nehmen an, dass weitere Besucher hier herkommen und ihren Kopf oben, heiter und heil den Ort verlassen. Die Ausstellung war am 16. 10. 2011 eröffnet worden. Kristin Gaethke vom Klosterteam hatte die Gäste begrüßt, Lore Seichter-Murath ein Gedicht zur Skulptur „Primo von Randow“ vorgetragen. Die Ausstellung ist bis zum 28. November 2010 zu sehen.
Appropriation Art Gora von Wollschow Prenzlau „ Firlefanz pro Primo“ ist eine neue Intervention des Berliner Künstlers Bernhard Nürnberger (*1943). Er schuf sie speziell für die Sakristei des Doninikanerklosters Prenzlau und versteht sie als Implantierung seiner galerie imaginaire in die ehemalige Sakristei des Klosters Prenzlau. Zugleich installierte er einem Internetauftritt. Eine Buchpublikation wird folgen. Es ist, so der Künstler, die Ausstellung zum Auftritt, zum Buch. Kernstücke des Projektes „ Firlefanz pro Primo“ bilden drei Werke aus seinem Fundus. Das aus einem uckermärkischen Feldstein heraus-gearbeitetes Kopfstück „Primo von Randow“, das mit Keramikgesichtern bestücktes Astgeflecht „whysteria raineri“ und die modifizierte Figur der „Kläre Schlamm“. Die Objektgruppe der Kopfstücke und „Kläre Schlamm“. wurden ursprünglich unabhängig voneinander hergestellt. Sie repräsentieren eigenständige Zonen in der Phantasie des Künstlers. Es sind die Objekte selbst, die neue Beziehungen untereinander eingehen. Der Künstler versteht sich als Moderator oder Dienstleister. Offen für vielfältige Interpretationen kann die Ausstellung als eine dreidimensionale Collage, als Reflexion individueller Arbeitsweise und Ausstellungspraxis, aber auch konkret als visuelle Untersuchung der Beziehung zwischen der - Umweltpolitik in Brüssow unter den Bedingungen der Nachwendezeit, sowie deren wechselseitiger Attraktion begriffen werden. Kritisch sei an dieser Stelle gefragt, ob das Kunstwerk ein Beitrag zur Aufklärung der Brüssower Deponieaffäre ist oder resignativ als Verkunstung gesellschaftlicher und politischer Verkrustungen zu lesen ist und zu deren Mystifikation beiträgt. Die Arbeitsweise Nürnbergers ist durch die Auswahl und Kombination von Bildern in unterschiedlichen Medien wie Skulptur, Assemblage und Text bestimmt. In seinem Werk analysiert er die Konventionen und lotet die Spannung zwischen gesellschaftlich-politischen fokussierter und autonomer Bildproduktionen aus. Bereits seine frühen Gegenstandsassemblagen aus den 80er Jahren haben als Einzelne referenzielle Qualitäten, in seinen jüngsten Ausstellungen interagieren sie untereinander in und mit der jeweiligen location, gefundener Ort, gefundenes Material und seine eignenen Werke erneut gefunden und zu einem Ereignis gemacht, im Sinne der appropriation art – hier auch der Aneignung des Eigenen. Indem Bernhard Nürnberger seine Werke in der Sakristei des Dominikanerklosters zusammenführt, untergräbt er bewusst deren bisherige Konnotationen. In einer Zeit, in der das kulturelle Klima von Marktinteressen bestimmt ist, verweist „Primo und Firlefanz“ auf die intuitiv präzise Gesellschafts- und Selbstwahrnehmung des Künstlers im Geist von Samuel Butler: „I do not mind lying, but I hate inaccuracy,“ zitiert der schlanke Mann schmunzelnd. Das genügt. (für die Prenzlauer Zeitung bestimmter Artikel , wg. der falschen Behauptung, des Plagiats nicht verwendeter ausdrücklich als Kunstwerk ausgewiesener irgendwelcher Artikel, unter Verwendung einesvermutlichen Flyertextes zur Ausstellung „Intolerance“ von Willem De Rooij in der Neuen Nationalgalerie Berlin (2011). *) Brüssow, im Nordosten der Uckermark gelegen, gilt als die kleinste Stadt Deutschlands. Sie ist Sitz der Amtsverwaltung des Amtes Brüssow, einem Zusammenschluss dörflicher Gemeinden zwischen Prenzlau und der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern. mehr Informationen: http://www.amt-bruessow.de/ |
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Exkurs 1
Knoten und Schleifen |
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3. Kapitel
Grylloi, Käfer & Sirenen |
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Von: maltew@web.de Lieber Bernhard, |
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Ein Blick ins Internet. Hier finde ich also SKARAORK.
_______________________________________ Betreff: Käfer statt Wächter … bitte, bitte keine Fortsetzung.
Von: bernue [mailto:bernue@galerie-imaginaire.de] Salut. Bernhard
Von: maltew@web.de Betreff: Sirenen, Sirenen Sirenen Sirenenenenenenenejajanenejaja Schlag nach bei Sirenidae! Von: bernue [mailto:bernue@galerie-imaginaire.de] Schluss jetzt!
Von: maltew@web.de Héhé bernué, ----Es muss auffallen, dass der Physiologus den Gesang der Sirenen zu einem schlimmen Wiegenlied gemacht hat. Ob ein Sprichwort Salomons den Wandel bewirkt hat? Man vergleiche den biblischen Text Proverbia 23, 33-34 : „Deine Augen werden Ausländerinnen sehen und dein Herz wird verkehrte Dinge sprechen, und du wirst sein wie einer , der mitten auf dem Meer schläft, und wie ein Steuermann, der im Drogenschlaf die Ruderpinne losließ.“----- __________________
Malte Wienebüttel, im März 2011
* Beckett (ggf. zu Kapitel 4. Grylloi) (Mail ohne Datum) Lieber Bernhard, die Sonne scheint, da sie keine andere Wahl hat, auf das Nichts des Neuen hier in Wollschow, ich sitze in Eurer Veranda, geschützt vor dem kalten Wind, und lese im Feuilleton der Süddeutschen. In den Fenstern kreisen die Spiegelungen der Windräder und lassen mich horchen, hört man sie? - mäßig laut heute, durchaus überhörbar. In der Zeitung ein Artikel zu einem Bilderbuch über Beckett. Ein Foto zeigt ihn, wie er als banaler Urlauber auf seinen dürren Beinen durch das glühend heiße Tanger storcht. Wegen des Nichts der Beckett’schen Waden hat die Sonne keine andere Wahl, sie verzichtet auf die Schatten. Was ist aus Deiner Idee geworden, deine gryllitischen Figuren in Müllcontainer gesteckt zu fotografieren? Bleibst Du dabei? Salut! |
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4. Kapitel
Lorna |
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5. Kapitel
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Der Traum des barberinischen Faun |
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exkurs 1
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6. Kapitel
Abguss-Sammlung antiker Plastik & großer Pilze Textfragment 1 Was passiert, wenn ich handgreiflich werde gegen die natürliche, schöne Form eines Feldsteines und einer calvatia gigantea? 1. Meine Finger, meine Hand durchstoßen die glatte, wunderbar weiße, weiche Haut eines Riesenbovisten, tasten und greifen zu im Innern und hinterlassen einen nur vage vorstellbaren Raum. Das Objekt zeigt nicht den Pilz, nicht den Griff. Es zeigt den Raum, den der Pilz hinterlassen und die Formen, die der Griff hinterlassen hat.
2. Mein Hammer zerschlägt einen Stein, kopfgroß und gerundet wie eine calvatia gigantea. Die Granitsplitter durchbohren die Haut eines Riesenbovisten. Sein Fleisch bettet sie ein und versteckt ihre spitzige Form. Das Objekt zeigt nicht die Haut, nicht das Fleisch, nicht den Stein. Es zeigt den Raum, den der Pilz hinterlassen hat. Und die Form, die versteckt war, die es im Stein nicht gab vor dem Schlag.
3. Splitter im Kopf des Betrachters.
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exkurs 2
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7. Kapitel
exkurs 3
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